»We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars.« @ Oscar Wilde

Sonntag, 8. Mai 2022

[fotw] Ein ungewöhnlicher Ermittler macht das Rennen

 

Wie unschwer zu erkennen ist, habe ich diese Woche drei Bücher gelesen, wovon sich zwei in mein Herz genistet haben. Zwischen diesen zweien musste ich mich auch entscheiden, wobei die offensichtliche Entscheidung auf das letzte Buch gefallen ist, das ich in dieser Woche gelesen habe.

Zunächste möchte ich kurz die anderen beiden Bücher knapp vorstellen und eine kurze Enschätzung geben.

Als erstes habe ich The Perks of Being a Wallflower von Stephen Chbosky endlich gelesen. Warum endlich? Weil ich es schon viel zu lange vorhatte und dann auf Arbeit die Gelegenheit einfach beim Schopf gepackt habe, mir das Buch zu besorgen. Es ist eine einfühlsame und emotionale Coming-of-Age Geschichte, die in Briefform vom Protagonisten Charlie erzählt wird und dem Leser seine Gefühle and sein Innerstes offenbart. Hat mir außerordentlich gut gefallen.

Das zweite Buch war tatsächlich ein bisschen schwierig für mich. Der Junge im gestreiften Pyjama von John Boyne hat natürlich kein einfaches Thema und mit dem Konzentrationslager Auschwitz absolut keinen fröhlichen Schauplatz, aber ich hatte ein paar Probleme mit dem neunjährigen Protagonisten Bruno. Er war mir einfach viel zu naiv (mal davon abgesehen, dass ein solches Setting mit zwei Kindern die sich auf beiden Seiten des Zauns in Auschwitz begegnen nicht möglich gewesen wäre) und in Gegenwart von Schmuel ziemlich egozentrisch. Obwohl ich zeitweise abbrechen wollte und tatsächlich pausiert habe, hat es mich in der zweiten Hälfte (Schmuel sei Dank, wenn man das so sagen kann) doch noch gepackt und das tragische Ende der beiden fand ich mit Blick auf das Setting grandios. Dennoch bleibt es ein kritisches Buch.

Jetzt habe ich doch viel dazu gesagt obwohl es nur kurz sein sollte. Ups.

Um also zum eigentlichen Favoriten der Woche zurückzukommen, möchte ich an dieser Stelle Was wir verschweigen von Arttu Tuominen vorstellen.

In diesem Kriminalroman geht es um eine Mordermittlung in Finnland, die Jari Paloviita, dem Interimsleiter des Kriminalkommissariats, mit seiner Vergangenheit und einigen Vorkommnissen in seiner Jugend konfrontiert. Und ihn in eine moralische Bredouille bringt.

Die Geschichte selbst wird in zwei Zeitsträngen erzählt und wechselt sich in regelmäßigen Kapiteln ab. Die Rückblenden sind dabei besonders tiefgründig, emotional und sehr beklemmend und geben dem gegenwärtigen Erzählstrang die nötige Spannung.

Was mich ganz besonders fasziniert hat, war der leitende Ermittler und ehemalige Partner von Paloviita, Henrik Oksman. Es wird nicht direkt zur Sprache gebracht, aber als Leser bemerkt man eindeutig, dass er mit Zwangsstörungen und Mysophobie zu kämpfen hat. Das war für mich ein so erfrischendes Element (wenn man das so sagen darf) und so ungewöhnlich im Gegensatz zu von Insomnie geplagten und psychisch selbst leicht labilen Ermittlern in Thrillern, dass er sich in mein Herz geschlichen hat. Ich bin jetzt schon gespannt mehr über ihn in Band 2 zu erfahren. (Der voraussichtlich im Oktober erscheinen soll.)

Da ich nun genug von Henrik Oksman geschwärmt habe, komme ich nun zurück zum Buch. Es hat mir wie gesagt mit diesen (zumindest für mich) recht neuen Elementen sehr gut gefallen, obwohl ich mir tatsächlich die ein oder andere Begegnung zum Schluss noch gewünscht hätte auf welche ich zwecks Spoilers nicht näher eingehen möchte. Dennoch kann ich es guten Gewissens weiterempfehlen, wenn man nach einem spannenden aber nicht zu blutigen Krimi sucht, der mit einem ungewöhnlichen Ermittler aufwarten kann.

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